© Dirk Djuga 2000, 2010

Pflanzen im Terrarium

Mein Ziel war ja ein möglichst lebendiges Regenwaldterrarium. Das setzt man nicht hin wie eine Märklineisenbahn, sondern es entwickelt sich über einige Zeit. Hier könnt ihr mal sehen wie sich das in einem Jahr entwickelt hat:

Terrarium nach 1 Jahr

Wenn man bedenkt dass da täglich meterlange Echsen drübertrampeln und keineswegs nur Fröschchen, ist das doch ganz nett.
Die Pflanzenwahl ist gar nicht so einfach wie man das bei den Regenwaldbedingungen denken könnte. Die meisten Zimmerpflanzen gedeihen am besten wenn man sie ab und zu tüchtig unter Wasser setzt und dann aber wieder gründlich austrocknen lässt. Und sie stehen am liebsten in einem kühlen Zimmer. Stattdessen herrscht im Terrarium eine konstante Nässe bei gleichzeitig hoher Temperatur, stellenweise dann wieder geradezu wüstenhafte Bedingungen durch Reflektorlampen.
Meine Pflanzen sind Ableger von Zimmerpflanzen und ehemalige "Minipflanzen" aus dem Baumarkt. Mit diesen 1,- Pflanzen kann man natürlich besser rumexperimentieren als mit 20,- Solitären. Stimmen die Bedingungen, werden sie schnell Maxi. Man sollte aber die Arten erkennen können. In der Grabbelkiste bleiben zB. besser die wie Tillandsien wirkenden Kopfstecklinge von Dracaena (Drachenbaum) und die oft skurril aussehenden Crassulaceae (Geldbaum). Beide gute Zimmerpflanzen aber nicht Regenwaldlike.

Terrarium nach 1 Jahr

Man sollte die "Zonen" im Terrarium beobachten und die Pflanzen entsprechend verteilen. Ich habe zum Beispiel links eine Feuchtzone und rechts ein Trockengebiet, obwohl das Terrarium symmetrisch beleuchtet und beregnet wird. Ausserdem ist oben die Lichtstärke um ein vielfaches höher als im unteren Bereich. Für das Auge ist Stecki's Terrarium sehr hell ausgeleuchtet, aber auf den Fotos kann man die grossen Unterschiede sehen. Auch wichtig ist die Beachtung der "Tierpfade". Es macht keinen Sinn eine empfindliche Pflanze in den Weg zum Lieblingsplatz zu setzen...

TIP: Um festzustellen ob das Licht für die Pflanzen ausreicht kann man eine Digitalkamera hernehmen und sehen was die Belichtungsautomatik sagt. Meine Kamera hat als grösste Blende 4. Bei den beiden Fotos hier kamen Verschlusszeiten um 1/50s raus. Als Faustregel gilt: wenn ihr euer Terrarium nicht ohne Blitz fotografieren könnt (ohne die Lampen mit drauf zu haben :) ist zu wenig Licht für die Pflanzen (und auch Tiere!).

Die Einzelpflanzen unten musste ich teils mit Blitz fotografieren, denn im Bodenbereich beträgt die Belichtungszeit bereits 1/14s.

Um den Pflanzen gerecht zu werden habe ich seit dem Bau einige Änderungen vorgenommen:
  • Ich habe eine HQI Lampe installiert, um die Lichtintensität zu erhöhen.
  • Der Wasserfall wird von 1:00-8:00 ausgeschaltet, um die Dauernässe zu begrenzen.
  • Der Ultraschallnebler ist nicht mehr in Betrieb. Er macht eine gute Show, aber wenig Luftfeuchtigkeit und verspritzt wenn er läuft ziemlich viel Wasser.
  • Die Spots werden über Mittag abgeschaltet, um die Pflanzen nicht so auszudörren.
  • Ich habe eine Beregnungsanlage installiert, um konstantere Bedingungen zu schaffen.
  • Kürzlich habe ich die Beregnungsanlage auf feinere Düsen umgerüstet, in der Hoffnung dass die Feuchtigkeit gleichmässiger verteilt wird.

Hypertufa nach 1 Jahr

Inzwischen hat sich auf dem Hypertufa wie gewünscht Moos ausgebreitet. Das Moos ist ein guter Indikator für die richtigen Bedingungen. Ist es zu trocken, wird es gelb. Wird es zu nass oder ist es zu dunkel, bildet sich innerhalb von Stunden der böse Schleim aus dem Weltall. Der Schleim aus dem Weltall wird aber schnell vom Moos besiegt wenn die Bedingungen wieder stimmen. Im Moment ist es mein Hauptbestreben das Moos über das ganze Terrarium zu verbreiten ohne den bösen Schleim aus dem Weltall zu kriegen.

Meine Erfahrungen mit Pflanzen:

Pflanzen

Peperomie, PhilodendronPeperomie (links). Die Peperomie wuchert in einem Bereich mit weniger Wasser, sie plant ein Wald zu werden.
Philodendron (mitte). Der Philodendron bildet im Terrarium sowohl beeindruckende Luftwurzeln als auch gigantische Blätter, die allerdings durch den Kontakt mit der Beleuchtung und sonstigen Einrichtung nicht schön aussehen. Die Luftwurzeln können auch gut kriechen, klettern und bohren und tauchen an den unmöglichsten Stellen auf.
BiophytumBiophytum sensitivum (mitte). Das Biophytum ist eine ganz lustige Pflanze. Sie sieht aus wie eine Minipalme ist aber ein Klee (Oxalidaceae). Sie faltet ihre Blätter bei Berührung oder Regen, insbesondere aber Abends zusammen. Dadurch ist sie ein guter Indikator für einen brauchbaren Tagesrhythmus bzw. die Beleuchtungsdauer. Wenn das Biophytum schlafen geht wollen die Agamen auch schlafen gehen. Das Biophytum habe ich aus Samen von eBay gezogen. Es haben allerdings nur zwei Exemplare ins Terrarium geschafft. Die Pflanze reagiert empfindlich auf Drüberlatschen :)
Soleirolia Soleirolii (Helxine, Bubikopf) (rechts). Wächst wie Unkraut, allerdings bildet sie nicht mehr ordentlich frisierte Kissen sondern ist ein zugegebenermassen frischgrünes Gestrüpp das sich überall einmischt.
Moos (links). Gewächshausmoos über Pflanzen eingeschleppt. Passendes Moos ist zB. oft bei fleischfressenden Pflanzen mit dabei.
Hemionitis arifoliaHemionitis Arifolia. Diesen Farn habe ich vor ein paar Wochen als Minipflanze gekauft. Er ist an seinem dauerfeuchten Standort als erste Pflanze sehr zufrieden und bildet viele neue Blätter.
Passiflora edulisPassiflora edulis (Passionsblume). Die Passionsblume ist aus der Obst- und Gemüseabteilung - aus einer Maracuja gezogen. Sie rankt ordentlich und hat eine tiefgrüne Farbe. Ich hoffe dieses Jahr schon die Blüten zu sehen, die der Pflanze ihren Namen geben.
Pteris cretica cf. wimsettiiPteris cretica cf. wimsettii. Der Farn hat die Eigenart dass alte Wedel vertrocknen, aber er treibt dabei stets frisches Grün und ist jetzt schon ziemlich gigantisch.
Ficus pumila und PterisFicus pumila (links). Bei mir flächenmässig (so als Wandbehang) nicht der Hit, hat aber schon das Schwimmbecken erobert.
Pteris sp. (mitte). Farn, als Minipflanze gekauft. Macht sich ganz gut in einer trockeneren Lage, die zweite Pflanze hier, die ich an einer dauerfeuchten Stelle untergebracht habe, ist nicht so glücklich. Die meisten Pflanzen zeigen das übrigens durch braune Ränder an den Blättern.
Calathea zebrinaCalathea Zebrina (Korbmarante). Die Marante bildet stetig neue Blätter und hat einige Kindel, die Blätter sind aber deutlich kleiner als die ursprünglichen. Sie hat auch ein bisschen unter Kratzspuren zu leiden.
Links im Wasserbecken sieht man Hydrocotyle leucocephala (Brasilianischer Wassernabel).
Nepenthes sp.Kannenpflanze (Nepenthes). Die Nepenthes bildet viele Kindel aber keine Kannen. Der ursprüngliche Versuch sie in einer Astgabel zu platzieren waren nicht erfolgreich. Allerdings trägt die intensiv bestrahlte Astgabel auch den Beinamen Astgabel des Todes.
Cissus und FrauenhaarfarnCissus Striata (links oben). Der Cissus stammt wohl aus dem Indischen Hochland. Ihm ist wahrscheinlich zu warm, aber er sendet immer wieder frische Klettertriebe aus.
Adiantum (Frauenhaarfarn) (mitte/rechts). Der Frauenhaarfarn ist etwas empfindlich, deshalb gibt es nur nur einzelne Wedel, aber er versucht es immer wieder. Ich hoffe dass er sich mit der geänderten Beregnung etwas mehr durchsetzt. Auf jeden Fall scheint er Leitungswasser und direktes Licht schlecht zu vertragen.
Sagina procumbensSagina procumbens (Irish Moss). Könnte einen netten Miniaturrasen geben. Allerdings sieht es so aus als ob sie weder die nassen Füsse noch den warmen Kopf besonders mag.
TillandsieTillandsie. Eine dieser wurzellosen Tillandsien, die man Ende April günstig erwerben kann - falls sie Anfang April an einen Keramikosterhasen geklebt wurden. Die Tillandsien klemme ich einfach in eine Spalte zwischen meinen Felsvorsprüngen, da ich mit der Heissklebepistole nicht zurechtkomme... Allerdings fallen sie durch Agamenkontakt gerne wieder raus.

Pflanzen die ich umgebracht habe

Bromelien & Tillandsien. Ich habe wiederholt versucht Bromelien und Tillandsien in Astgabeln und Felsspalten anzusiedeln, das war bisher aber kein Erfolg; durch die Wärme bzw. durch Agamenbefall :)
Heimisches Moos. Heimisches Moss geht bald ein (zu warm).
Kanarische Moose, Farne & Flechten. Die werden bei eBay angeboten. Waren aber ebensowenig haltbar wie unsere heimischen Sorten
Selaginella (Moosfarn). Dem war es wohl zu warm...
Xaxim. Aus diesen aus einem Baumfarn geschnittenen Platten sollen tropische Mose und Farne treiben. Hat bei mir nicht geklappt. Entweder die Bewässerung war nicht permanent genug oder die Platten waren einfach zu alt.
versch. Orchideen. Haben schnell die Flügel gestreckt; wohl zu warm bzw. zu trocken
Schwertfarn. Die Astgabel des Todes war ihm zu trocken.
Tillandsia Usneoides (Spanisches Moos, Louisianamoos). zu trocken? Ich denke man muss es ab und zu kräftig tauchen und dann wieder trocknen lassen. Von einem Riesenbüschel hab ich nur noch 2-3 vitale Blättchen.
Pellea Rotundifolia. Zu nass? Die stattliche Pflanze ist völlig eingefahren und besteht jetzt noch aus zwei Wedeln, die allerdings gesung und kräftig wirken. Überhaupt sollte man Farne die kümmern noch eine Weile belassen. Sie treiben neue Wedel, die dann besser mit den Bedingungen zurechtzukommen scheinen.
Utricularia. Fleischfressende Pflanzen sollen eigentlich gut auf dauerfeuchtem Terrain zurechtkommen. Die Utricularia ist aber komplett verschwunden.
Wie man sieht laste ich die Misserfolge zumeist zu grosser Wärme oder Trockenheit an. Es ist halt kein Dendrobatenterrarium sondern ein Drachenkäfig - einige Strahler um einen "Basking Spot" zu schaffen sind unvermeidlich. Vielleicht schafft die feinsinnigere Beregnung hier neue Möglichkeiten. Bis jetzt sieht es so aus, aber ich bin noch am Einpegeln der Bewässerungszeiten der neuen Düsen. (Wenn man mehr Wasser einbringt als verdunstet muss man ab und zu absaugen und die Pflanzen kriegen nasse Füsse.)

Wasserpflanzen wuchern mittlerweile im Wasserbecken. Da ich dort immer den Verschnitt aus dem Aquarium verklappe hab ich die Namen grad nicht im Kopf. Auf jeden Fall dabei ist Hydrocotyle leucocephala (Bras. Wassernabel), der soll letztendlich auch emers - auf dem Trockenen - gedeihen, und Lemna Minor (Wasserlinsen) Die Wasserpflanzen wollten erst nicht so richtig; zunächst waren noch irgendwelche Tenside im Wasser, vielleicht vom Styroporkleber, dann war wohl die Lichtintensität zu gering - 120cm sind halt kein Pappenstiel. Jetzt, mit einem zusätzlichen HQI Strahler, wuchert wie gesagt alles.


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