© Dirk Djuga 2000, 2010
Leider habe ich grade keine Babies abzugeben. |
Ich weiss dass Bauanleitungen für ein Terrarium immer interessant sind. Deshalb hab ich den Bau von Alfreds neuem Terrarium hier dokumentiert.
So ein Terrarium selber zu bauen geht relativ einfach und preiswert - wenn man auf bestimmte Details achtet!
Ziel: Regenwaldterrarium geeignet für Wasseragamen, üppig bepflanzt incl. Felswand, Teich und Wasserfall ^_^
Hier schonmal die Materialübersicht, damit ihr wisst was auf euch zukommt:
Alfreds erstes Terrarium war als Raumteiler entworfen. Vorne und hinten Glasschiebetüren, darumherum ein Schrank und nur 50cm tief. Das ist für Wasseragamen definitiv zu wenig, aber Alfred hats trotzdem 6 Jahre darin ausgehalten - wohl nicht zuletzt weil da eine Menge Waterdragon Feng Shui drin war. Aber diesmal machen wirs besser :o}
Tip: Beim Terrarienbau auf die Funktion als Terrarium konzentrieren. Letztesmal habe ich ein ordentliches Möbel mit eingebautem Terrarium entworfen und gebaut - dabei geht die meiste Zeit für esoterische Sachen wie Oberflächenbehandlung und Schranktüren drauf. Erfahrungsgemäss kann man nur eine begrenzte Zeit bis zur Vollendung verplempern... nett anmalen kann man später immer noch.Das neue Terrrarium sollte zerlegbar und natürlich grösser sein, und auch einen ordentlichen Wasserteil besitzen. Die vier Glasscheiben vom alten Terrarium wollte ich wiederverwenden. Daher wird das neue Terrarium für eine Zimmerecke konzipiert - zwei Seiten geschlossen, zwei Seiten Glas. Die erste Anschaffung waren 4 L-Profile aus Stahl, die die Senkrechten bilden. Darauf basiert das ganze Terrarium. Am Ende wird das Terrarium ein Würfel von 120hx120bx120t sein, darunter 80cm Stauraum. Den Boden und die Decke bilden ein 120x120 Lattenrahmen mit einer MDF Platte drauf. MDF ist formstabil, hart und preiswerter als zB. Tischlerplatten. Der Rahmen für den Boden ist mit Diagonalstreben verstärkt, da am Ende ca. 150kg darauf lasten werden. Der Boden ist 12mm MDF und die Decke 10mm MDF. Die zwei Millimeter weniger sparen Gewicht. Die Konstruktionen sind verleimt und verschraubt. |
Tip: wenn man was verschraubt sollte man grundsätzlich vorbohren (Bohrer etwas kleiner als der Schraubendurchmesser) Leisten splittern sonst wenn man quer zur Maserung schraubt.
Es wird zuerst der Boden mit den Stahlwinkeln verschraubt. Das ergibt einen wackeligen Tisch. Die Höhe ergibt sich aus der Länge der Profile - Höhe der Glassscheiben - Höhe der Belüftung (sorgfältig rechnen...!) |
Sowohl oben als auch unten ist an der Vorderseite eine Art Rahmen aus Leisten, um die Luftzirkulation zu gewährleisten. Die Lüftungsschlitze sind mit Fliegengitter (Kunststoff-Gaze) abgedeckt. Das Fliegengitter kann man mit Styroporkleber fixieren. Die Konstruktion der Belüftung erfolgte nachdem die Boden- und Deckenplatte mit den L-Profilen verschraubt war. Das spart die Werkbank. Natürlich kann man die Lüftungsschlitze auch mit einer Stichsäge aus einem breiteren Brett aussägen. Am Boden braucht man auf allen vier Seiten eine Leiste die hoch genug ist um das Bodensubstrat zu halten. An der Decke müssen dagegen nur später die Lampen verdeckt sein. Auf die Kanten der Belüftungsrahmen habe ich die E-Profile für die Schiebescheiben mit gewöhnlichem Holzleim geklebt. Das tiefere Profil kommt nach oben. Der Abstand bzw. die Höhe der Glasscheiben wird so eingestellt das zum unteren Profil noch 1mm Abstand ist wenn die Glasscheibe am oberen Profil anliegt... ja, das ist sportlich... |
Die Holzflächen werden von innen mit Bootslack gestrichen, wegen der Feuchtigkeit. Später habe ich die Decke mit hellblauer Dispersionsfarbe gestrichen (Himmel...) und die Belüftung am Boden in einem Grün das ich noch hatte. Das Fliegengitter wird dazu mit Krepppband abgeklebt.
Besser: die Ober- bzw. Unterkanten der Belüftungsrahmen sollten auch Metallprofile sein, um ein langfristiges Passen der Scheiben zu gewährleisten. Meine Holzleisten werden sich später sicherlich verziehen und Probleme mit den Schiebescheiben verursachen.In der Boden"wanne" wird ein Heizkabel verlegt und darauf mit Teichfolie ausgekleidet. Die Teichfolie kann man mit Styroporkleber fixieren, die Ecken mit Reisnägeln oder einem Profitacker - natürlich nur oberhalb einer gedachten Wasserlinie. Somit ist das ganze Terrarium nach unten wasserdicht. Das Heizkabel ist für den Notfall bzw. um den Bodengrund austrocknen zu können.
Die Konstruktion ist jetzt noch etwas wackelig - es fehlt statisch gesehen die Diagonale. Deswegen wird an den Rückwänden je eine Hartfaserplatte verschraubt. Dabei bleibt oben und unten ein Spalt von ca. 2cm für Kabel und Schläuche. Auf diese Platten werden mit Styroporkleber Styroporplatten geklebt, die die eigentliche Rückwand bilden.
Jetzt sollte man schonmal Kabel und Schläuche einziehen. In meinem Fall sind das 1 Kabel für Leuchtstoffröhren und 1 Kabel für Spots, da ich diese getrennt ansteuern will. Für Wasser kommt in den unteren Spalt der Ablauf und auf 3/4 Höhe popele ich ein Loch für den Zulauf - ich glaube nicht dass der Aussenfilter die komplette Höhe schaffen würde. Damit man das Ganze an die Wand schieben kann ohne dass die Schläuche abgedrückt werden nehme ich dafür die L-Teile die beim Filter dabei sind. In das Styropor kann man erwartungsgemäss leicht diese Löcher bohren (mit einem Messer o.ä.) Wenn die Kabel und Schläuche drin sind kommt das Terrarium an die Wand - später wäre es zu schwer!
Jetzt kommt der interessante Teil -
Dass man mit Fliesenkleber auf Styropor prima Rückwände basteln kann die wie Fels aussehen habt ihr vielleicht schon gelesen. Ich wollte allerdings für meinen Alfred ein Regenwaldterrarium, d.h. üppig bepflanzt und wenns geht noch mit Wasserfall. An eine senkrechte Rückwand kann man höchstens noch paar Blumentöpfe pappen. Daher habe ich eine Art künstlichen Berg konstruiert. |
Die Grundlage für die eigentliche Oberfläche bildet Armierungsgewebe aus Plastik, mit dem die Konstruktion bespannt wird. Dazu werden die Vorderkanten grosszügig mit Styroporkleber bespachtelt. Wegen der schon erwähnten geringen Anfangsklebkraft muss man das Gewebe aber auch noch mit langen dünnen Nägeln feststecken. Darauf kann man eine weitere Schicht Styroporkleber geben. Die Wasserwanne habe ich mit einer alten Rutschsicherung für Teppiche ausgehängt, das ist etwas geschmeidiger als das Armierungsgitter. Bei mir sieht man am Ende noch dass es sich um eine Art Trog handelt. Das kann man sicher noch natürlicher aussehen lassen, zB. indem man auch hier mit Styropor auffüttert. Den gedachten Verlauf des Wasserfalls habe ich mit Resten der Teichfolie ausgelegt (unten anfangen und überlappen lassen) Die Teichfolie wird mit Styroporkleber fixiert. Man muss sich dabei einfach ein bisschen in die Rolle des Wassers versetzen - Wasser nimmt immer den kürzesten Weg nach unten... Am Wasseraustritt habe ich noch einen Plastikbehälter eingeklebt, um später einen Ultraschallnebler einsetzen zu können. Die eine Ecke, wo das Wasser überlaufen soll, ist ausgeschnitten. Das ganze wird später einfach mitbetoniert. |
Zuletzt habe ich noch einige "Terassen" aus Styropor an die verbleibende Rückwand geklebt (mit der Nagelmethode). Die Agamen liegen gern darauf. Die Terassen habe ich mit einer Kerze schon mal felsmässig vorbearbeitet. Ebenso habe ich mit der Kerze die Rückwand mit lauter Dellen versehen. Das dient nicht so sehr die endgültigen Strukturierung sondern hilft vielmehr dass die spätere Betonbeschichtung haftet. |
Damit später der Beton haftet, werden alle Styropor und Plastikteile mit verdünntem Styroporkleber gestrichen. Dazu mischt man eine Portion Kleber so mit Wasser, dass er die Konsistenz von Dispersionsfarbe annimmt. |
Im Bereich der nicht vom "Felsen" oder vom Wasserteil abgedeckt wird habe ich als Drainageschicht Blähton (Hydroböbbel) eingebracht, darauf Pinienrinde - ziemlich grob, da waren auch Steine und Ikeaschränke drin. Aber tendenziell hat die Pinienrinde eine schöne rote Farbe, hält gut und ist zu grob zum Verschlucken. |
Nachdem das auch noch abgehakt ist kommen die Scheiben rein - oh Wunder, sie passen. Ich musste das Terrarium nur noch mit zwei Leisten an der Wand abstützen und die untere Führungsschiene neu einkleben (Holzleim auftragen, Scheiben rein, nicht bewegen...) E-Profile gibt es nur im Zooladen... Es ist im Baumarkt offenbar nicht angedacht dass jemand Vitrinen mit Schiebetüren baut. Wie gesagt, die Scheiben werden eingesetzt indem man die Oberkante an die obere Führungschiene drückt und die Unterkante in die untere Schiene hievt.
Die Scheiben an sich waren wie erwähnt schon da, aber bitte:
4 850x620x4mm Scheiben vom Glaser (gelbe Seiten, probieren bis man den einen noch verbliebenen Handwerker findet) Kanten selbst gebrochen mit einem Messer-Wetzstein, Wasser und Arbeitshandschuhen. Der "andere" Glaser macht das auf Anfrage gern. Griffe nicht vergessen: Bei mir Metallgriffe aus dem Baumarkt. Ankleben mit 2-Komponentenkleber. Der Trick bei 2-Komponentenkleber (Epoxydharz) ist dass man nicht wie bei anderen Klebern presst, sondern zB. in diesem Fall die Griffe mit dem gemischtem Kleber einstreicht (Zahnstocher) und an der richtigen Stelle souverän auf die am Boden liegende Glasscheibe LEGT und dann die empfohlene Zeitspanne WARTET. Man achte darauf, das die Griffe nicht soweit aussen sind dass man die Scheiben nicht ganz zukriegt. So blöd bin ich zwar im Prinzip nicht, aber bei den alten Scheiben im neuen Terrarium ist genau das der Fall. Die dadurch entstehenden Spalte habe ich mit Tesa Moll abgedichtet. Die Griffe sollten übrigens für ein entspanntes Schieben im unteren Teil der Scheibe angebracht werden.
Und wenn dann die Scheiben auch noch drin sind kann man sich ja mal einen Jux machen und so par lebende Tiere in das Gebastel reinsetzen...
Wie sich das Terrarium nach dem Bau - im September 2003 - entwickelt hat, seht ihr auf der Pflanzenseite und auf der Technikseite.
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